Sauer macht neugierig! Zitrusverkostung in Schönbrunn

In der Orangerie und den Gärten von Schönbrunn gedeihen über 400 Zitruspflanzen in 100 Arten und Sorten, darunter 180 Jahre alte Pomeranzenbäume. Großes Kompliment an den Gärtner Heimo Karner, Herr über die beachtliche Sammlung! Und unsereins unterscheidet gerade mal zwischen Zitrone, Orange, Graperfruit und der (meist vermeintlichen) Mandarine. Doch mein zitrustechnischer Analphabetismus hatte unlängst an einem Sonntag Vormittag endlich ein Ende. Zumindest die Grundzüge der höheren Zitruslehre konnte ich schmecken, riechen, fühlen, anschauen und hören. Zitrustage in Schönbrunn!

Die Zitruszeremonienmeisterin Katharina Seiser, schreibende Genießerin, kluge Essensjournalistin und leidenschaftliche Bio-Predigerin, begeisterte eine kleine feine Runde mit reichlich Wissen rund um Zitrusfrüchte und einer Verkostung von 14 Sorten. Darunter die aromatische Volkamer Zitrone, die besonders saure Panaschierte Zitrone, die duftende Bergamotte, die bittere Pomeranze, Lipo – die Kaiserzitrone, die Limonaden-Zitrone, der Zitrusexot Buddha’s Hand und Katharinas persönliche fruchtfleischgewordene Königin aller Zitronensorten – die Meyer Zitrone. Hier übrigens eines der hinreißendsten Rezepte aus dem Seiserschen Kulinarikfundus: Die Meyer Zitronentarte.

Es war keineswegs ein durchgängiges Gesichtzusammenziehen, sondern die kleinen sauren Häppchen faszinierten in ihrem ganz unterschiedlichen intensiven Geschmack – selbstverständlich immer inklusive Schale! Eine Sorte köstlicher als die andere, Höhepunkt die Bitterorangenmarmelade – ein Vorurteil weniger in meinem Leben: Ab sofort wird Bitterorangenmarmelade in den Frühstücksplan eingebaut!

Geschmacksnerven und Geruchssinn einerseits beansprucht, in neugieriger Aufmerksamkeit konzentriert andererseits, erfuhr ich Interessantes über die Wahlverwandtschaften der Zitrusfamilien und über die 3 Urmütter aller Kreuzungen: Zitronatzitrone (Citrus medica), Mandarine (Citrus rediculata) und Pampelmuse (Citrus maxima), deren Tochter wiederum die Grapefruit ist, während aus der Kreuzung von Mandarine und Pampelmuse die klassische Orange hervorging. Gar nicht unkompliziert, aber wie gesagt – was weiß schone eine Zitrusanfängerin? Danke jedenfalls, liebe Katharina, für 2 Stunden in-die-saure-Zitrone-Beißen – das reinste Honiglecken!

GARTEL-TIPP

Bio bei Lebensmitteln gewinnt sowieso immer. Aber unverhandelbar ist biologische Qualität bei Zitrusfrüchten! Schließlich sind die wertvollen Inhaltsstoffe in der Albedo (weiße Schicht zwischen Schale und Frucht) und die ätherischen Öle in der Schale. Bio garantiert, dass die Früchte weder mit chemisch-synthetischen Spritzmitteln noch mit künstlichem Dünger in Berührung kamen.