Der Schwiegermutter-Garten

Schwiegermütter können naturgemäß vieles besser als ihre Schwiegertöchter. Putzen, Kochen, Kindererziehung. Meist in dieser Reihenfolge und meist unerbittlich. Meine Schwiegermutter ist anders. Sie überlässt mir unaufgeregt den Siegeszug in allen Disziplinen. Das ist sympathisch und entspannt. In einer Gattung allerdings ist sie Doyenne, wo ich grade mal als Aschenputtel scharre: Das Garteln ist ihr Revier.

Sie hat vor Jahren einen Kleingarten hinter den sieben Bergen bei den sieben Zwergen im Westen Wiens übernommen und daraus ein wahres Paradies gezaubert. Ich kenne kaum jemanden, der sich mit einer derartigen Ruhe, liebevollen Umsicht, beständigen Leidenschaft und exakter Kenntnis über Pflanzen (und das, was sie mögen und nicht mögen), dem Garteln hingibt. Schön ist das. Denn meine Schwiegermutter belehrt nicht und zwangsbeglückt nicht. Sie zeigt, wenn man was wissen will. Und kommt ins Schwärmen, wenn man es genau wissen will.

Im Schwiegermutter-Garten gibt es viele Winkel mit unterschiedlichen Aufgaben: Das „Freundschaftsbeet“ beherbergt einen kunterbunt Mix an botanischen Mitbringseln von lieben Menschen. Hier gibt es keine Ordnung. Es wächst und gedeiht, und das ist genug. Eine entzückende Idee! Auf einer kleinen Anhöhe drängeln sich ab April die Akeleien um die besten Sonnenplätze. Der uralte Apfelbaum darf seinen Lebensabend genießen, ohne dass ihn ein junger Frischling ablöst. Das Moos darf dort wachsen, wo andere auf strammen Rasen pochen würden. Lilien, Hortensien, Wildrosen, Bux, Lavendel, Salbei, Rosmarin. Und dann gibt es noch die Hausterrasse mit allerlei Töpfen und Sukkulenten…

Freuen wir uns auf die kommenden üppigen Monate, in denen es im Schwiegermutter-Garten kreucht und fleucht, surrt und flattert, summt und piepst und vor allem – blüht! Die Bilder dazu lass ich mir (und Euch) nicht entgehen.